Im interkulturellen Training finden unterschiedliche Analysetools Verwendung. Viele dieser Tools bleiben den meisten Menschen jedoch unbekannt, und damit auch ihre Vor- und Nachteile. change.project hat eine Reihe von Interviews mit Experten gestartet, die verschiedenste Methoden benutzen. Diese Interviews dienen dem direkten Vergleich und der Abschätzung, welche Analysetools sich in welchen Situationen besser eignen.
Im Rahmen unserer Vorstellung dieser Methoden im interkulturellen Training, führten wir ein Interview mit Frau Dr. Nilüfer Boysan-Dietrich bezüglich des Myers-Briggs Typenindikator, kurz MBTI, und des von Philippe Rosinski entwickelten Cultural Orientations Framework, kurz COF.
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Frau Dr. Boysan-Dietrich arbeitet bereits seit vielen Jahren als interkulturelle Trainerin und Coach, seit 15 Jahren mit den Schwerpunkten USA und Türkei. Auf die Frage, mit welchen Tools sieu.a. arbeitet, kommen das MBTI und COF zur Sprache, welche sie zum Aufbau von Teilen ihres Trainings nutzt.
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Interview_Dr. Boysan-Dietrich_Henkel_change.project
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Myer-Briggs Typenindikator
Frau Dr. Boysan-Dietrich beschreibt den MBTI als Persönlichkeitstypenindikator, mit dem innerhalb von kürzester Zeit (Dauer zum Ausfüllen des Fragebogens: ca. 30 Minuten) – was in einem interkulturellen Training häufig notwendig ist – Persönlichkeitseigenschaften des Klienten identifiziert werden können. Es wird erkannt, an was gearbeitet werden muss, um interkulturelle Situationen zu meistern.
Das MBTI differenziert verschiedene Typen, man findet die Unterscheidung von Extraversion/Introversion, Feeling/Thinking, Sensing/Intuition und das zusätzlich hinzugefügte Judging/Perceiving (welche als Skalen zu verstehen sind). Das Tool kann einem Trainer helfen, sich auf den Typ des Trainees einzustellen und ihm damit besseres Feedback geben, was er/sie als Ressource oder aber auch als Defizit verstehen muss, wenn er/sie in die jeweilige Zielkultur tritt.
Cultural Orientations Framework
Das COF ist ein neueres Analyseinstrument, das bekannte interkulturelle Dimensionen zusammenfasst und eine Beziehung zwischen persönlichen, Gruppen- bzw. Team- und nationalen Prägungen herstellt.
Gerade die Einheit der verwendeten Begrifflichkeiten erleichtert die Arbeit im interkulturellen Kontext sehr. Es wird unter anderem auf die Aspekte Identität, Organisation und Kommunikation eingegangen.
Auch diese ist eine einfache, zeitsparende Möglichkeit, durch das Ausfüllen eines Fragebogens (Dauer: 15-30 Minuten) zu erkennen, wie der Teilnehmer seine Fähigkeiten einschätzt, aber auch daraus folgernd Wertungen zu kreieren und Lernziele zu bestimmen. Dies ermöglicht den eigenen Startpunkt zu formulieren und Brücken zu erbauen.
Der Fokus liegt dabei von Anfang an in der Betonung, dass alle Orientierungen Vorteile haben und es darum geht, diese beim anderen zu erkennen. Diese Erkenntnis soll helfen, wertschätzend miteinander umzugehen und gegebenenfalls das eigene Verhalten zielführend zu modifizieren.
Fr. Dr. Boysan-Dietrich empfiehlt das Tool für alle allgemeinen und länderspezifischen interkulturellen Vorbereitungen und vor allem für international arbeitende Coaches, die sich genau auf ihre Klienten einstellen wollen.
Frau Dr. Boysan-Dietrich nutzt das COF beispielsweise bei Gruppentrainings. Sie arbeitet mit dem Teamprofil und den Einzelprofilen um diese in Bezug zu einem typischen Profil des Ziellandes zu setzen.
Es wird so sichtbar, welche Eigenschaften der anderen Kultur nützlich für einen selbst sein können und wie man damit arbeiten kann. Die Expertin betont jedoch, dass durch das Training nur die wenigsten Probleme direkt gelöst werden können. Vielmehr werden wichtige Themen deutlich und dann kann man beginnen daran zu arbeiten. Das Model bietet ein Gerüst und hilft, von den vorherrschenden Stereotypen wegzukommen. Dies erlaubt einen klareren Blick auf das was vor sich geht.
Vorteile von Analysetools
Den großen Vorteil darin, Tools zu nutzen, sieht Frau Dr. Boysan-Dietrich im westlichen Kulturkreisen, aber auch in anderen Kulturräumen darin, dass Teilnehmer etwas schwarz auf weiß sehen, was Vertrauen aufbaut und Greifbarkeit liefert. Weiterhin bieten Tools ein gemeinsames Vokabular für Trainer und Trainees. Sie liefern Gesprächsstoff und verkürzen einige Prozesse im Training. Dies ist gerade in Zeiten sinkender Zeitbudgets für Weiterbildung sehr wichtig.
Generell sieht die Expertin die vorgestellten Tools als sinnvoll für alle Trainer, Coaches und Berater an. Sie helfen bei Selbsterkennung und –entwicklung und damit auch sich dem Klienten anzupassen. Auch die Teilnehmer werden durch den Fragebogen der notwendigen Terminologie behutsam näher gebracht. Es ist anzumerken, dass insbesondere für das COF ein Vorwissen über die interkulturellen Dimensionen von Nutzen ist.
Von den Klienten Dr. Boysan-Dietrichs gab es bislang positive Rückmeldungen zu den angewandten Methoden. Beide Tools haben die Trainingssituation aufgelockert und waren leicht verständlich.
Wir würden uns freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen und Gedanken zum MBTI und COF mit uns teilen würden.
Steffi Eigenfeld
steffi.eigenfeld@change-project.de
change.project gmbh